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Einordnung und Bedeutung  seines Werkes , Stimmen der Zeitgenossen

"Die natürliche Umwelt manifestiert sich gestalthaft in Raum und Zeit durch Form und Farbe. Sie bildet wesenhafte Strukturen, sie erscheint in Gestalten, amorphe Massen sind ihr fremd; Auch die gegensätzlichsten Gestalten können in der natur in Beziehung treten, ohne dass Gesichtspunkte einer schulmässigen Formal-Asthetik berührt würden. Naturerscheinungen sind keine Frage des Geschmacks. Da gehört alles, da passt alles zusammen. Es gibt keine autonomen Phänomene, nur Abhängigkeiten, Bezugssysteme. Diese Erkenntnis hat sich in der Wissenschaft und der Ökologie durchgesetzt. Das sinnliche Erlebnis unserer Umwelt hat sich in den Bildern Henkels in einer entsprechenden Gestaltwelt niedergeschlagen. Seine Bemühungen zielen auf die Erfahrung des Ganzen. Das Ganze kann aber nur abstrakt erfahren, abstrakt nachgeschaffen werden.

(Bodo Fleischer, Gedanken zur Malerei, Berlin 1975, Rede zur Aussellungseröffnung in der Deutschen Oper 1975, abgedruckt in Katalog "Manfred Henkel, Bilder und Zeichnungen, Katalog zu den  Ausstellungen in Göttingen und Pforzheim, hrsg. von der Stadt Pforzheim 1990, S. 22)


« Künstlerisch gehört er zur Aktionsmalerei. Das heisst Henkel lässt sich nicht mehr zur klassischen Generation der Tachisten und Informellen rechnen . Er hat vielmehr dort angesetzt,wo sie aufgehört haben. Das eigentliche Problem der vollabstrakten Nachkriegsmalerei war, Spontanität mit Intellektueller Kontrolle in Einklang zu bringen. Was von diesem Impuls übriggeblieben ist, hat er in einen neuen Zusammenhang gebracht-er ist derjenige Berliner Maler, den den von Pollock und de Kooning, in Berlin von Thieler und Trier enfachten Stil, das Freiheits-Prinzip der Unabhängigkeit von der blossen sichtbaren Erscheinung, am unabhängigsten fortführt. »….

"Henkels Welt befindet sich im Gleichgewicht. Farbigen Explosionen stehen Zonen beruhigter Formen gegenüber, die man als surreale Relikte betrachten könnte. Im Grunde werden Geschichten erzâhlt,wenn auch niemals literarisch, sondern stets mit streng bildnerischen Mitteln. Wie die Welt von Impulsen und Gegenimpulsen beherrscht, gestaltet, verworfen und wiedergestaltet wird, das geht aus diesen Bildern, in übrigens grundlegend optimistischer Weise, hervor. Farben kâmpfen in un um Räume, die erst durch ihr Zutun entstanden sind, und die ihrerseits sich mit ihren Farbgrenzen auseinandersetzen.Henkel zeigt die Zusammenhänge dessen, das immer und überall auseinander zu streben scheint. Er gibt Gleichnisse. Weit entfernt von sterilen Manifesten, die heute bisweilen schon die Kunst selbst ersetzen, ist er ein Vollblutmaler, wie es sie in unseren Bereichen nur höchst selten gibt."

( Heinz Ohf, Katalog, 1977 Baukunst Köln, S.2)
Manfred Henkel, ein sehr intelligenter Mann von grosser Sprachgewandheit, arbeitet, wenn er ein Bild malt, extrem intuitiv. Das sieht man seinen Gemälden auch an, denn sie lassen die Stadien des Entstehungsprozesses aus seiner Bewegtheit deutlich sichtbar erkennen. Der erste Eindruck, den Henkels Bilder dem Auge vermitteln, ist Auch der einer ständigen wirbelnden Bewebung. Die Farbwirbel bilden sich am Rande des Bildes und streben, dem Sog einer schraubenden und drehenden Gesamtbewegung wie einem Luftstrom folgend zum Zentrum, Spiritus flat, ubi vult;"; Es ist ein Geisterwind, der hier weht und Auftrieb zur Mitte gewinnt. henkel ist ein Barockmaler. Er selbst macht daraus kein hehl. Damit hängt auch sein Hingezogensein zur monumentalen Wandgestaltung zusammen….Henkels Gemälde sind Musterbeispiele für das in die Sichtbarkeit setzen von bildhaft werdenden Bewegungsvorgängen der individuellen Bewusstseinswirklichkeit. Die Vorgänge aus der Tiefe der Bewusstseinswirklichkeit zigen sich deshalb im Bilde Auch in Gestalt einer starken Bewegung. Der Bewegungszug ist das Inbild der Empfindungen, die den Künstler bei der Arbeit bewogen haben, sie aus dem Inneren herauszugestalten. Er hat sich also mit seinem Bewusstsein in das Innere seiner Empfindungen begeben, um diese kennenzulernen, ein Vorgehen nicht ohne Risiko, das sich, in die Sichtbarkeit gefördert, dadurch zu erkennen gibt, dass der künstlerversucht, die untershciedlichsten Empfindungsrichtungen, die ihn umwehen, zu einem Bewegungsausgleich zu bringen, Systole und diastole, Einatmen und Ausatmen. Die Bilde sind Gleichnis einer aus Verschiedenartigkeit vieler Bewegungsrichtungen gewonnenen Harmonie im Gleichmass des rhythmischen Wechsels. Der Bewegungszug in Henkels Bildern übt auf das Auge einen starken Sog aus, der den Blick den Wirbeln folgend in die Tiefe des Bildraums zieht. Denn tatsächlich öffnet sich der Bildraumin eine unauslotbare Tiefe, und diese Tiefe ist das Spiegelbild des Bewusstseinsraums, aus dem das Bild zutage gefördert ist.Das ist ein mystischer vorgang, Weltinnenraum im Verständnis von Jakob Böhme, der in einer "Aurora" von der Tiefe der Welt spricht…."Aurora, das ist ein Wort, das von Farbe redet, von der Farbe des Tagesanbruchs, von zarten Farbhauch des entstehenden Leben, vom Entstehen der Farbe überhaupt aus dem weissen Schleier des sich zunächst kaum wahrnehmbar, dann immer dichter über das Dunkel der Tiefe ziehenden Lichts. Das ist eigentlich schon die Beschreibung der weissen Bilder, die Henkel in den letzten Monaten gemalt hat… die Farbe ist der Akteur der Bilddramatik, denn die Farbe ist es, die das Licht zum Handeln bringt…"

Eberhard Roters, in: Manfred Henkel, Wolkensprache, Weisse Bilder Arbeiten 1975-1982,
Katalog zur Ausstellung im NBK, 1983Berliner Künstler der Gegenwart, Heft 56, S. 4/5


« Die im zwanzigsten Jahrhundet erreichte Autonomie der künstlerischen Mittel gegenüber dem Bildgegenstand, die die Bildkonstiuanten Form, Farbe und Komposition zur freien Verfügbarkeit hâlt, setzt  Henkel instand, die von der Barockmalerei abgeleiteten Grundprinzipien  auf die eigene Malerei zu übertragen…..
Schöpferischer Enthusiasmus und die ahnende Erkenntnis von den unauslotbaren Möglichkeiten der Welt mit den eigengesetzlichen Mitteln der Malkunst neu zu schaffen, sind die beiden starken Motoren, die dieses Werk in Gang setzen. «  « Die Bilder sind Ausdruck spontanen Lebensgefühls und Stimmungsgehaltes, gefiltert durch das Kontrollorgan des Intellekts …
« Henkels Bilder, die extensiv raumhaltig sind, wobei sie im Prinzip nicht auf einen realen Raum abheben, sind eindeutig der Kategorie « Raum als Symbol »(Hanz Jantzen)zuzuordenen. Verkürzt kann man sagen, dass sie bildhafte, sichtbare Niederschläge eines energetischen Prozesses der Psyche sind, die ihre Spannung aus dem äusseren Umfeld bezogen hat : Die Aussenwelt der Innenwelt der Aussenwelt »

(Dr Lucie Schauer, "Die Aussenwelt der Innenwelt der Aussenwelt" Artikel in: Katalog Manfred Henkel, Wolkensprache-Weisse Bilder, Arbeiten von 1975-1982, NBK)
 

Ohne Zweifel zählt das Werk von Manfred Henkel heute, 30 Jahre nach seinem Tod, zu den bedeutendsten künstlerischen Leistungen, die in der geteilten Stadt entstanden sind. Es ist also höchste Zeit  es wieder zu entdecken. ...Man sieht diesen Bildern auch heute noch an, dass sie sich jeder stilistischen Zuweisung massiv widersetzen. Ich weiß nicht, inwieweit Manfred Henkel seinen persönlichen Ort in der ihn umgebenden Kunstwelt bewusst bestimmt hat, oder ob er nur der eigenen Stimme folgte, was eher anzunehmen ist. Aber es fällt doch auf, dass er, als in Berlin die sogenannten Jungen Wilden ihren oberflächlichen „Hunger nach Bildern“ (Wolfgang Max Faust) stillten, auf eine Position begab, die von einem christlichen Weltbild grundiert, im Zeitgenössischen nach den schon beschriebenen Momenten der Transzendenz suchte. Für Henkel war das Transzendente keine bloße Behauptung aus den Arsenalen der Ambiguitäten, er strebte nach einer Entsprechung in der formalen Gestalt des Bildes. Und er fand sie in eben den weißen Bildern..Imaginative Tiefe. Das ist ein Schlüssel zu diesen Bildern. Die Bilder hinter den Bildern. Die nicht darstellbare Substanz einer Rückbindung – religio.  Diese Bilder – und man sieht es ihnen an, auch wenn man von ihrem Hintergrund nichts weiß, sind weniger als ästhetische Ereignisse entstanden und zu verstehen, sondern als ethische, oder besser gesagt: ihre ästhetische Erscheinung wurzelt in einem ethischen Motiv, dem Motiv des Künstlers wie dem des Bildes an sich.

Vielleicht liegt es ja daran, dass heute von Manfred Henkel kaum noch die Rede ist, dass er, der seiner Sache am Ende sicher war, den Allüren des Zeitgeistes nicht folgen wollte und in einer sich zusehends säkularisierenden (Kunst)Welt eine Alternative suchte und fand.
Es gilt also heute, einen Künstler wieder zu entdecken, dessen Werk durchaus solitär in der deutschen Kunst steht, qualitätvoll in allen seinen Teilen, auch den Zeichnungen, von denen noch gar nicht die Rede war.

(Professor Mathias Flügge, Vorsitzender des Fachbereiches Bildender Kunst der Guardinistiftung, Rede zur Eröffnung der Ausstellung Diaphan, Manfred Henkel am 23. Juni 2018)



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